Archiv für Geo-Hefte

Geo-Heft September 1977

Inhalt:

NUBA: Nachruf auf eine versunkene Welt - jahrhundertelang lebten sie unbezähmbar und isoliert in den Bergwäldern des Südsudan. Jetzt hat die Zivilisation auch die letzten freien Nuba überwältigt. Es gibt die Nuba nicht mehr, sie wurden während des sudanesischen Bürgerkriegs ausgelöscht.
Bildband-Tipp: "Die Nuba" von Leni Riefenstahl
Eine Rezession bei Amazon zu den Nuba-Bildbänden der Autorin: "Ihr bleibt der Verdienst, das Leben und die Gebräuche, sogar Teile der Sprache, besonders aber die Kämpfe und Tänze, getreu beobachtet und der Nachwelt überliefert zu haben. Das Schicksal zu verschwinden teilen sie bedauerlicherweise mit nahezu allen Naturvölkern, die mit der "Zivilisation" in Kontakt kommen - mögen sich ihre "Entdecker" noch so vorsichtig und behutsam verhalten. Diese Tragik beschreibt Riefenstahl nicht weniger eindringlich als andere Entdecker und Ethnologen ihrer Zeit. Ihr Interesse an den Nuba ist ein künstlerisches, aber ihr Buch ist durchdrungen von ihrem Willen, jeden Aspekt ihres Volkslebens zu verstehen, um ihrer Kunst den richtigen Ausdruck geben zu können. Das ist etwas, was ihr Werk von vielen modernen "exotischen Fotobänden" bloßer Bildjournalisten und Reiseschriftsteller abhebt und diese in die Nähe bloßer bildhungriger Touristen rückt.
Um 1975 wurden einige ihrer Nuba-Bilder (Tänze und Messerkämpfe) im STERN (der damals den Mut hatte) veröffentlicht. Diese eindrucksvollen, blutigen und zugleich doch ästhetischen Bilder haben sich tief eingeprägt und eine tiefe Ehrfurcht vor Völkern mit so unbegreiflichen Gebräuchen hinterlassen. Eine Faszination für fremde Völker, Vor- und Frühgeschichte, die Menschwerdung schlechthin. Wer solche Bilder gesehen hat wird nie wieder wagen, solche Völker "primitiv" zu nennen!"

ERDBEBEN: Countdown für San Francisco - unter der Stadt prallen zwei Kontinentalblöcke aufeinander und lassen fast täglich die Erde erzittern. Die nächste Katastrophe kommt bestimmt. Bericht über die tickende Zeitbombe tief unterhalb der Traumstadt am Pazifik: wann kommt das nächste große Beben, wann ist nichts mehr so schön wie heute?!
Lese- und Bildband-Tipp: 
Disaster! Das große San Francisco Erdbeben und Feuer von 1906 - Auf 250 Seiten schildert der Autor das Schicksal von 41 beteiligten Menschen am Großen Beben.

POLEN: Die alte Mär vom Erbfeind im Osten - ein deutscher Schriftsteller reiste im Auftrag von GEO kreuz und quer durch die Volksrepublik. Sein Resümee: Noch ist Polen nicht gewonnen, noch wirft deutsche Vergangenheit ihre Schatten auf polnische Gegenwart. Aber es wächst auch die Hoffnung auf eine endgültige Versöhnung beider Völker
Lese-Tipp: 
111 Gründe, Polen zu lieben: Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt - Eine witzige wie hintergründige Liebeserklärung des Schriftstellers Matthias Kneip an Deutschlands östliches Nachbarland und seine Menschen. Humorvoll und augenzwinkernd nimmt er den Leser mit auf eine sehr persönliche Reise durch das Land zwischen Oder und Bug, ohne dabei den Blick für die Realitäten zu verlieren. Wussten Sie beispielsweise, dass Polen mit dem Meer verheiratet ist? Oder dass der größte Gartenzwerg der Welt im polnischen Nowa Sόl zu finden ist? Neben kuriosen Sehenswürdigkeiten widmet Kneip sich auch den Eigenheiten der polnischen Mentalität oder besonderen Werken polnischer Kultur. Selbstverständlich darf bei einer solchen Liebeserklärung der Blick in den nationalen Kochtopf nicht fehlen, und auch polnische Geschichte und Traditionen begleiten den Leser auf dieser literarischen Reise.

WANDERFALKEN: Jäger aus dem Brutkasten - skrupellose Schützen und das DDT haben diese Falkenart fast ausgerottet. Daß es jetzt wieder besser steht um diese Rekordler unter den Vögeln, die beim Jagdflug Tempo 350 erreichen, ist auch den Falknern zu verdanken. Unterstützt von Wissenschaftlern züchten sie die kühnen Vögel
Lese-Tipp: Der Wanderfalke - Wie kaum ein anderes buch feiert dieses Meisterwerk der literarischen Naturbeobachtung die unerschöpfliche Vitalität der Natur. In den 1960 er Jahren war der Wanderfalke im Aussterben begriffen. In diesem Wissen beobachtete Baker über viele Jahre diese faszinierenden Vögel. Mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit beschreibt er in seinem als Tagebuch angelegten Bericht das Leben eines Wanderfalkenpaares in Ostengland. Tag für Tag folgt er den beiden, beschreibt die Gewohnheiten und Ängste der Raubvögel mit einer beispiellosen Mischung aus Poesie und Präzision wie besessen davon, dem Geheimnis ihrer Anmut auf die Spur zu kommen. Dabei scheinen im Laufe der Beobachtung Mensch und Vogel zu verschmelzen. Baker wird nach und nach selbst zum falkengleichen Jäger, der die Zeichen in der Landschaft zu deuten weiß. Dieses erstmals 1967 veröffentlichte, in einer dichten, poetischen und zugleich lakonischen Sprache verfasste Buch besitzt die unvergleichliche existenzielle Wucht der Einsamkeit, aus der eine beglückende Beziehung zur Natur, einer Region, zu einem Raubvogel erwächst.

MEXIKO: Die verratenen Campesinos - nach der Revolution sind sie bei der Veteilung des Großgrundbesitzes zu kurz gekommen. Den Bauern von Tacuichamona bleibt nur der illegale Drogenanbau
Lese-Tipp: 
"Kleinbäuerliches Wohnen" in Mexiko. Zu den sozioökonomischen, baurelevanten und siedlungsrelevanten Bedingungen "kleinbäuerlichen Wohnens" mexikanischer Campesinos im Bundesstaat Veracruz

SINGAPUR: Die Welt des Harry Lee - hinter den Wolkenkratzer-Kulissen des Stadtstaates brodelt es. Doch mit starker Hand zwingt der Präsident seine Untertanen auf den Weg in den Wohlstand
Reiseführer-Tipp:
High Heels und Hühnerfüße: Begegnungen mit Singapur - Egal ob als kurzer Stop-over oder als temporäre Heimat für Expats: Singapur fasziniert, zumal, wenn man auch einen Blick hinter die Spiegelfassaden der Shoppingmalls wirft. Diese informative und unterhaltsame Gebrauchsanweisung liefert Wissenswertes, weniger zu touristischen Highlights, als zum kuriosen Alltag der Singapurer zwischen Tradition und Moderne, Ahnenkult und Fortschrittsglauben, Konsumrausch und Spiritualität – zu einer Nation, die es dank der eisernen Hand ihrer Regierung, viersprachiger Verbotsschilder und Mückenpolizei in kürzester Zeit von einem Malaria-Sumpf zu einem der fortschrittlichsten Länder der Welt gebracht hat.

uvm.

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