Geo-Heft Wissen 26 : Frau und Mann
GESCHLECHTERROLLEN: Sie oder er? Körper, Gesten, Kleider. Welche gehören zum Mann, welche zur Frau? Kunstfotografen lösen vertraute Attribute von männlicher und weiblicher Identität und inszenieren sie in verwirrenden Porträts neu. Der Leib wird zur Bühne für Travestie und androgyne Verschmelzung - oder entblößt sich als sexuelle Doppelnatur. Ein Vexierspiel der Geschlechter
GESCHLECHTSENTWICKLUNG: Die Natur will die Frau - nach dem Verschmelzen von Ei und Spermium ist alles gelaufen. Fein abgestimmt und strengen Regeln gemäß dirigieren Steuerungsgene die Entwicklung in Richtung Frau oder Mann. Als wollte sich der Embryo alle Wege offen halten, ist davon bis zur siebten Woche nichts zu sehen. Erst dann wächst der kleine Unterschied
HOMOSEXUALITÄT: Das Comingout der Tiere - Pinguine tun es, Elefanten tun es, Giraffen tun es. Viele Tiere treiben es - wie die Menschen - auch gleichgeschlechtlich und lassen Biologen rätseln: was, bitte, ist da der "evolutionäre Sinn"?
PARTNERSCHAFT: Was abgeht, wenn´s abgeht. Küssen Sie gern? Waren Sie schon einmal Opfer unkontrollierbarer Leidenschaft? Närrisch vor Sehnsucht und trunken von einer Liebesnacht? Biochemisch lässt sich nur belegen, was Sie vielleicht immer schon ahnten: die großen Gefühle machen glücklich, süchtig und mitunter auch verrückt
ROLLENWECHSEL: Neuer Mann - was nun? Frauen sind benachteiligt, Männer privilegiert. Stimmt das noch? Die Zweifel wachsen, weil Frauen mächtig aufholen. Weil sich immer deutlicher eine "Krise der Männer" abzeichnet. Werden sie gar zum "zweiten Geschlecht"?
MEINUNGSUMFRAGE: Sture Böcke - eitle Zicken. Männer wollen Lokomotivführer werden, Frauen träumen von einer Karriere als Claudia Schiffer. Frauen stehen gern am Herd, während Männer Formel 1 gucken. Was klingt, wie die Mutter aller Vorurteile, kommt der Realität erstaunlich nahe. Das jedenfalls besagt die aktuelle Umfrage von GEO zum Thema Rollenverhältnisse der Geschlechter. Sie belegt aber auch, daß sich Frau und Mann nicht immer ganz richtig einschätzen
DIE PLAYBOY-CHEFIN: Männer im Zoo - Frauen im Büro. Sie hat ihrem Vater das Heft aus der Hand genommen und dessen berühmtestes aller Macho-Magazine zu einem globalen Imperium ausgebaut. Heute gilt Christie Hefner als eine der erfolgreichsten Managerinnen Amerikas
WISSENSCHAFTSGESCHICHTE: Weibsbilder - Frauen als Objekt und Subjekt der Forschung. Es war ein dorniger Weg, bis Marie Curie Nobelpreisträgerin werden konnte. Lange blieben Frauen von jeglicher Gelehrsamkeit ausgeschlossen. Heilkräuterkundige galten im Mittelalter als Hüterinnen gefährlicher Geheimnisse und wurden gar als lüsterne Teufelsfreundinnen dargestellt wie im Bild "Hexen beim Einsalben" von Hans Baldung. Mögliche Strafe: der Scheiterhaufen
ELTERNLIEBE: Die kleinen Verführer - die Liebe zum Nachwuchs ist Müttern und Vätern nicht naturgegeben. Vor Urzeiten hat sich mitunter auch bewährt, Neugeborene abzulehnen. Um dieses Risiko gering zu halten, verfolgen Babys eine raffinierte Strategie: mit Pausbäckchen und strammen Beinen machen sie sich für Erwachsene so unwiderstehlich wie möglich
MATRILINEARE TRADITION: Im Reich der Asante - unter sanfter Fuchtel. Bei den Asante im westafrikanischen Ghana teilen sich die Königinnen mit den Königen die Macht. Sie bewahren die traditionellen Lebensformen und sind verantwortlich für die Qualität der Gemeinschaft. Dieses System hat sich über Jahrhunderte bewährt, erodiert jetzt aber unter dem Einfluss westlicher Kultur und christlicher Missionare
INTERSEXUALITÄT: Die Stunde der Chirurgen - durch einen ärztlichen Kunstfehler verlor ein Junge seinen Penis und wurde dann als Mädchen aufgezogen. Der spektakuläre Fall schien zu beweisen: Erziehung ist mächtiger als Biologie. Viele Mediziner fühlten sich bestärkt, auch über die Identität von Babys zweideutigen Geschlechts mit dem Skalpell zu entscheiden
MÄNNERKRISE: Gefallene Helden - dem American Hero ist das Fundament weggebrochen, auf dem er einst sein Selbstbewußtsein gründete - der Mythos von seinen unbegrenzten Möglichkeiten. Nun sucht er Trost in einer der neuen Männerbewegungen
GESCHLECHTERSELEKTION: Die Unerwünschten - "Was ist es denn?", lautet oft die erste Frage werdender Mütter nach der Ultraschalluntersuchung. In Asien führt die Antwort "ein Mädchen" millionenfach zur Abtreibung. Durch neue Reproduktionsverfahren lässt sich das Wunschgeschlecht des Nachwuchses sogar schon vor er Schwangerschaft festlegen - nach dem Motto "Was hätten Sie denn gern?"
SOZIOBIOLOGIE: Vorsicht Urmensch - des Menschen potentes Gehirn ist in der Steinzeit entstanden. Der Vorteil: es hat uns geholfen, das wilde Pleistozän hinter uns zu lassen. Der Nachteil: in ihm gespeicherte Archaische Programme steuern uns noch immer. Das führt zu Konflikten mit Normen und Umgangsformen - auch zwischen Mann und Frau
SPRACHWELTEN: ... und reden aneinander vorbei. Männer und Frauen sprechen mitunter eine andere Sprache. Wissenschaftler versuchen, die Tiefen der Kommunikationskluft auszuloten und forschen nach deren Ursachen
INTERVIEW: Gewalt ist kein Monopol der Männer - fast 90 Prozent der Gewaltkriminalität gehen auf das Konto von Männern. Kriminologen suchen nach Ursachen und Abhilfen. Sie haben aber auch festgestellt: innerhalb von Familie und Partnerschaft werden Frauen häufiger handgreiflich als weithin angenommen
FORTPFLANZUNG: Das Ende der Gesellschaft - den modernen Menschen ist ein atavistischer Trieb abhanden gekommen: sie zeugen kaum noch Kinder. Demographen sprechen schon von einer Bevölkerungs-Implosion, Biologen von Degeneration. Für Ökologen wäre es die einfachste Lösung aus der Umweltkrise. Erklären können sie alle nicht, weshalb ausgerechnet die Reichsten und Erfolgreichsten der Welt sich nicht mehr fortpflanzen
uvm.