Geo-Heft Special Budapest
EWIGER TRAUM VOM GESTERN: Nur wenige Städte laden so zu nostalgischem Schwärmen ein wie Budapest, das immer noch von Ruhm und Schönheit seines Glanzes zur Jahrhundertwende zehrt. Die Metropole an der Donau ist früh ergraut und hofft jetzt auf einen zweiten Frühling. Ihr widerspenstiger Charme wurde mit der Kamera aufgespührt, von dem paradoxen Seelenleben wird erzählt
WIRTSCHAFT: Alles noch mal von vorn – Ungarns Betriebe sind – wie die Eisengießerei in Csepel – völlig veraltet. Um den ökologischen Niedergang zu stoppen, wollen Reformer den Kapitalismus einführen
SUBKULTUR: Helden und Schamanen – die Budapester Kunstavantgarde flüchtet traditionell gern in Riten und Rituale. Erzählung von hymnischen Sonnenanbetern und „Rasenden Leichenbeschauern“
BADEHÄUSER: Paläste fürs Planschen – die Bäder der Donaustadt sind prächtig gestaltete Tempel der Wasserlust, in denen man wie im „Gellert“ Leib und Seele treiben lassen kann
OPPOSITION: Der Mut zum Risiko – nach 40 Jahren Diktatur müssen neue Parteien wie die „Ungarische Demokratische Forum“ ihren Standort oft erst noch finden. Geburtswehen einer Demokratie
ROMA: Ein Volk aus anderer Zeit – die ungarischen Roma sind verelendet wie nur wenige Minderheiten Europas – in einem Land, das mit dem Bild des fröhlichen fiedelnden Zigeuners um Touristen wirbt
BAUKUNST: Flower Power – mit Naturornamenten wie an der Budapests Geologischem Institut wagten Ungarns Jugendstilarchitekten vor 100 Jahren einen radikalen Neuanfang
SOWJETSOLDATEN: Abschied des Großen Bruders – 1944/45 befreite die Rote Armee Ungarn von den Nazis – und vergaß wieder abzuziehen. Schwieriges Verhältnis zwischen Besetzten und Besatzern, deren Zahl jetzt reduziert wird
1956: Der Atem der Freiheit – nach acht Jahren Unterdrückung revoltierten die Ungarn im Herbst 1956 gegen Regierung und Sowjetarmee und spürten 13 Tage lang Freiheit und Unabhängigkeit, ehe ihr Aufstand blutig erstickt wurde. Doch seit Ungarns demokratischer Öffnung ist die Revolution kein Tabu mehr, sondern ein Mythos, und die einst als Verbrecher hingerichteten Kämpfer werden als Volkshelden verehrt. Täter und Opfer von damals: unter anderem Ex-Geheimpolizisten, aber auch Maria Haraszti, deren Mann im Gefängnis ermordet wurde, und Szilard Ujhelyi, einem einst eingekerkerten Reformkommunisten
außerdem:
- Monopoly: Budapests Wohnungsnot
- Machtkampf: ein Stalinist packt aus
- Weinspelunken: einmal volltanken, bitte
- Fußball: Traumreich der ungarischen Fans
- Cafehaus: Nachruf auf einen magischen Ort
- Erinnerungen: Niederlagen der Stadt und ihre Tragikkomödie
- Parlament: Prunk und Pracht und wenig Politik
- Sprache: Schutzwall aus Vokabeln und Konsonanten
- Zentrale Markthalle: Pasteten, Paprikakränze und „Küßdiehand“
- Friedhöfe: Triumphbögen der gescheiterten Helden
- Küche: nicht nur Gulasch und Paprika
- Aristokraten: vom Ende einer herrschenden Klasse
uvm.